Edingen-Neckarhausen ist trotz seiner Lage in der dicht besiedelten Metropolregion noch immer ein Dorf inmitten von Gärten und Feldern und direkt am Neckar.
Am Neckar wechseln sich Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiete ab. Ein besonders wertvolles Stück Umwelt ist der „Krottenneckar“, ein Nebenarm des Neckar, der bedrohten Arten einen Lebensraum sichert.
Mit Unterstützung der grün geführten Landesregierung ist zwischen Edingen und Neckarhausen ein künstliches Seitengewässer entstanden, ein Rückzugs- und Fortpflanzungsraum für Fische und ein Ort der Erholung und Begegnung für die Einwohner.
Auch in der Feldflur ist wertvolle Natur zu finden, die wir schützen und erhalten wollen. Rund um die Dorfkerne gibt es noch Streuobstwiesen, teilweise mit alten Obstbäumen. Die Gemeinde legt nach und nach Biotope an, die langfristig vernetzt werden sollen, um bedrohten Arten Rückzugsgebiete zu erhalten.
2016 wollten Bürgermeister und eine Mehrheit des Gemeinderates in der Flur „Mittelgewann“ zwischen Edingen und dem Wasserturm ein 11 Hektar großen Baugebiet ausweisen. Gemeinsam mit zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern, Naturschutzverbänden (BUND und NABU) sowie der Fraktion der UBL im Gemeinderat stellte sich die Offene Grüne Liste gegen diesen Plan. Durch einen Bürgerentscheid, wurde das Vorhaben gekippt. Bei der Abstimmung am 26. März 2017 stimmten 3670 Stimmberechtigte gegen das Vorhaben gegenüber 1840 Stimmen der Befürworter.
Auch in jüngster Vergangenheit gab es viel zu tun, um unsere Umwelt in der Gemeinde zu schützen. Just in Edingen-Neckarhausen stellte 2016 ein junger Doktorand bei Wasseruntersuchungen fest, dass das Neckarwasser mit der Chemikalie TFA verseucht ist und dadurch auch das Trinkwasser stark belastet wurde.
Unsere untenstehenden Artikel aus dem Mitteilungsblatt der Gemeinde dokumentieren, wie der Skandal in der Öffentlichkeit diskutiert wurde, bis schließlich die Firma Solvay, die die Verunreinigung verursacht hat, auf die weitere Produktion an ihrem Standort Bad Wimpfen verzichten musste.
TFA – ein Ende mit Schrecken
Ein Artikel der Offenen Grünen Liste im Mitteilungsblatt der Gemeinde vom 02.10.2025
Die Firma Solvay in Bad Wimpfen beendet die Einleitung von TFA in den Neckar. Die Verklappung von zuletzt 24 kg TFA pro Tag waren dem Unternehmen eigentlich bis 2044 genehmigt.
Wir von der OGL freuen uns sehr über diese Nachricht und sehen unser Engagement in der Sache belohnt. Immer wieder haben wir uns dafür eingesetzt, dass beim TFA genau hingeschaut wird und aktuelle Messwerte offengelegt werden.
Noch im Juli dieses Jahres hatten wir zu einer Veranstaltung in den Bürgersaal eingeladen, um über die Belastung und Risiken von TFA in unserem Trinkwasser zu informieren. Ganz vehement haben wir dabei das sofortige Ende dieser Einleitungspraxis gefordert. Als Experte für Wasserqualität mahnte Herr Alfred Ewen von der MVV Mannheim, dass die zukünftig sinkenden Grenzwerte für TFA nur mit sehr hohem Kostenaufwand einzuhalten sein werden. Wir können nur vermuten, ob Solvay aus Angst vor zukünftigen Regressforderungen und nicht aus reiner Vernunft “freiwillig” die Verarbeitung von TFA im Neckartal einstellt.
Und, da TFA eine sogenannte Ewigkeitschemikalie ist, kann auch jetzt für unser Trinkwasser keine Entwarnung gegeben werden. Das Neckarwasser sickert langsam, über große Zeiträume durch das Uferfiltrat. Es dürfte einige Zeit dauern bis wir positive Effekte in unseren Brunnen messen können. Wichtig ist aber, dass kein TFA mehr nachkommt.
Zuletzt waren auch in Bad Wimpfen die TFA Werte rätselhafter Weise angestiegen und dies sogar oberhalb der Einleitungsstelle in den Neckar. Aktuell wird untersucht, ob das TFA trotz Filteranlagen durch die Luft in die Umwelt entwichen ist. Insofern stellt das Ende der TFA-Verarbeitung auch für Bad Wimpfen einen Gewinn dar, wenn die Kontamination von Luft und Wasser ein Ende hat.
Einen Schrecken stellt zweifelsohne für ca. 100 Angestellte der Verlust des Arbeitsplatzes dar, der mit der Beendigung bzw. Verlagerung der Produktion einher geht. Im französischen Salindres haben unlängst auch viele, eigentlich alle Angestellten, über Nacht ihre Arbeit verloren, als Solvay die ganze Fabrik schloss. Hier wurde auch viel TFA hantiert und in der Umwelt festgesetzt. Viele mussten beim Arzt erfahren, dass ihre Gesundheit unter den Belastungen gelitten hat, in der französischen stetsPresse nachzulesen .
Einen großen Dank wollen wir an dieser Stelle Herrn Gunther Hauck von der Kontext Wochenzeitung aussprechen. Er hat mit seinen Artikeln ganz maßgeblich für Aufklärung gesorgt, die notwendige Aufmerksamkeit auf diesen Umweltskandal gelenkt und den Druck auf die Firma Solvay hoch gehalten.
TFA – eine Gefahr für unser wichtigstes Lebensmittel!
Ein Artikel der Offenen Grünen Liste im Mitteilungsblatt der Gemeinde vom 17.07.2025
Landtagsabgeordnete Fadime Tuncer hatte zum Gespräch zum Thema Trinkwasser und PFAS sehr kompetente Gesprächspartner:innen geladen, auch im Publikum war viel Sachverstand versammelt und die Diskussion gab wertvolle Einblicke in das Thema.
Grundsätzlich einig waren sich alle, dass die Einleitung der „Ewigkeitschemikalien“ in den Neckar sobald wie möglich beendet werden muss. Dr. Ursula Schmollinger, Ärztin und Kreistagsabgeordnete, berichtete über die gesundheitliche Problematik dieser Chemikalien, die in Teflonpfannen, Outdoor-Jacken, Fastfood-Verpackungen ihre wasser- und fettabweisenden Eigenschaften und ihre extreme Stabilität zur Geltung bringen. Sie verbreiten sich in unserer Umwelt, reichern sich in Nahrungsmitteln an und beeinflussen Hormone, das Immunsystem im menschlichen Körper mit kaum kalkulierbaren Risiken. Dr. André Baumann hatte die undankbare Rolle, als Staatssekretär zu erklären, weshalb er nur auf rechtlicher Grundlage gegen die Chemikalien vorgehen kann und warum die Landesregierung die Einleitung von TFA durch die Firma Solvay in Bad Wimpfen nur um 90 Prozent reduzieren und nicht ganz unterbinden konnte. Er sieht die Lösung in Verordnungen der EU und im Eigeninteresse der Industrie, für die ein Verzicht auf PFAS einen Wettbewerbsvorteil darstelle. Der Buchautor und Journalist Gunter Haug redete Klartext und prangerte die Bundesregierung an, die im Koalitionsvertrag offen vereinbart hat, PFAS nicht zu verbieten. Von der Landesregierung forderte er, gegen die Firma Solvay vorzugehen, auch mit dem Risiko, vor den Gerichten eine Niederlage einzustecken. Der Industriestandort Deutschland sei nicht durch ein Verbot von PFAS bedroht, sondern durch die Schäden, die durch eine weitere Verschmutzung der Umwelt drohen. Das war auch die Auffassung von Uli Dreckschmitt von der OGL, der in der fortgesetzten Einleitung von TFA eine Abwälzung von Kosten auf die Allgemeinheit sah. Es sei nicht einzusehen, warum man das TFA nicht an der Quelle unterbindet, um es nachher mit immensen Kosten aus dem Abwasser zu filtern. Rolf Stahl von der OGL wollte wissen, warum nach einer Senkung der eingeleiteten TFA-Menge der Anteil im Wasser unserer Brunnen nicht sinkt. Das konnte Alfred Ewen, Trinkwasserfachmann der MVV, der im Publikum saß, gut erklären. (WH)
Filmevent „Vergiftete Wahrheit“
Ein Artikel der Offenen Grünen Liste im Mitteilungsblatt der Gemeinde vom 28.05.2025
Ein Farmer aus West Virginia wendet sich an einen renommierten Anwalt, damit ihn dieser bei einer Klage gegen einen Chemie-Konzern unterstützt. Seine Kühe werden durch eine angrenzte Mülldeponie vergiftet. Als Beweis legt er Bilder von missgebildeten Kälbern, deformierten Organen, riesigen Tumoren und schwarzen Zähnen vor. Was zunächst ein spannendes, fiktives Gerichtsdrama zu seien scheint, war leider bittere Realität für die Menschen in der amerikanischen Kleinstadt Parkersburg. Auch viele Menschen erkrankten schwer, vor allem an Krebs.
Der Film „Vergiftete Wahrheit“ beruht auf der wahren Geschichte des Anwalts Robert Bilott, der über 20 Jahre lang an diesem Fall arbeitete und einen der größten Umweltskandale aufdeckte. Grund für die Erkrankungen von Menschen und Tieren waren chemische Stoffe wie Perfluorocantsäure, besser bekannt als PFAS oder Ewigkeitschemikalien.
Am letzten Freitag zeigte die OGL den Film „Vergiftete Wahrheit“ in der evangelischen Kirche in Edingen. Viele folgten der Einladung, denn PFAS stellt auch in unserer Region eine Gefahr für Mensch und Umwelt darstellt.